26.01.2023
Winterthur Consulting Group AG

Die Inflation bleibt

Ein neues Jahr hat begonnen, aber die wirtschaftlichen Probleme bleiben. Der Pessimismus bei den Verbrauchern ist nach wie vor groß und zunehmend auch bei den Unternehmen bemerkbar. Die Inflation bleibt vorerst über den Zielwerten der Zentralbanken, auch wenn der Energieeffekt langsam nachlässt und im Laufe des Jahres sogar negativ werden dürfte.

Das neue Jahr beginnt für viele Menschen mit guten Vorsätzen und dem Willen zum Neuanfang. Die Tage werden länger und typischerweise wächst der Optimismus für die Zukunft. Ein bisschen mag das auch für die wirtschaftliche Entwicklung gelten. Immerhin sind die düstersten Szenarien aus dem Herbst, in denen von Strom- und Gasknappheit bis hin zu Versorgungsunterbrechungen die Rede war, dieses Jahr nicht eingetreten. Der bisher überaus warme Winter hat die wirtschaftliche Entwicklung zumindest in Europa weniger schlimm aussehen lassen, als manche befürchtet hatten. Das gilt vor allem für die Inflation. Zur Erinnerung: Die aktuelle Inflationswelle ist nicht nur eine Folge der gestiegenen Energiepreise aufgrund der russischen Invasion in der Ukraine. Die Kerninflationsraten, bei denen Energie- und Nahrungsmittelpreise nicht berücksichtigt werden, lagen in den Industrieländern bereits Ende des Jahres 2021, also Wochen vor Kriegsbeginn, auf einem bemerkenswert hohen Niveau. So wiesen die USA zu diesem Zeitpunkt eine Kerninflationsrate von 6 %, Großbritannien von 4,5 %, die Eurozone von 3 % und die Schweiz von 1,5 % auf. Zweifellos hat der kriegsbedingte Anstieg der Öl- und Gaspreise die Inflationsentwicklung zwischenzeitlich verstärkt. Eine Normalisierung der Nahrungsmittel- und Energiepreise würde aber angesichts der allgemeinen Teuerungstendenzen keineswegs bedeuten, dass unser Inflationsproblem gelöst wäre. Auch wenn die Gesamtinflationsrate in den kommenden Monaten erwartungsgemäß weiter zurückgehen wird, bleibt die Kerninflation deutlich über den Zielwerten der Notenbanken. Aus geldpolitischer Sicht dürfte sich daher nichts ändern. Die Notenbanken werden die Zinsen so lange anheben müssen, bis das Zinsniveau wieder auf oder sogar über den Kernraten liegt, was in einigen Ländern noch ein weiter Weg ist. Zu diesem Ungleichgewicht kommt hinzu, dass der Arbeitsmarkt in fast allen Ländern nach wie vor in sehr guter Verfassung ist. Die Ursache dafür sehen wir nicht in einem Angebotsdefizit, sondern darin, dass die gesamtwirtschaftliche Nachfrage nach wie vor zu stark ist. Dies erhöht den Druck auf die Notenbanken, die Zinsen weiter anzuheben. Denn ohne eine spürbare Abkühlung der Konjunktur wird die Inflationsentwicklung nicht zur Ruhe kommen, sondern über kräftige Lohnzuwächse weiter angeheizt. 

Damit steht die Ampel zwar auf Aufschwung, aber noch nicht auf Grün für eine nachhaltige Börsenentwicklung.  Die Annahme weiter steigender Zinsen sorgt daher weiterhin für eine vorherrschende Unsicherheit an den Aktienmärkten. Dieser Unsicherheit wollen wir mit unserem regelbasierten Aktienmanagementkonzept WCGROB entgegenwirken. Im Sinne eines aktiven Risikomanagements steuern wir unsere Anlageentscheidungen anhand von Momentum- und Trendsignalen. Wir vermeiden Risiken nicht, sondern wir bewirtschaften sie.

 

Winterthur Consulting Group AG
Dr. Ralph Peterli / Rolf Gloor

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