Forum Winterthur

04.12.2025 | Baumeisterverband Winterthur
Winterthurer Bauherren-Befragung 2025: Bauen in Winterthur ist eine Geduldsprobe

Der Baumeisterverband Winterthur hat im Herbst 2025 Bauherrinnen und Bauherren angeschrieben, die in den letzten zweieinhalb Jahren ein Projekt in Winterthur eingereicht oder realisiert haben. 110 Personen nahmen an der Befragung teil – und die Resultate zeigen ein eindeutiges Bild: Wer in Winterthur baut, braucht Geduld, Flexibilität und starke Nerven.

Auflagen-Flut statt Unterstützung
Zwar bestätigen drei Viertel der Befragten, dass ihre Unterlagen «sachlich und zielorientiert» geprüft wurden. Doch in entscheidenden Bereichen zeigen sich ein bedeutende Vertrauensdefizite. Viele kritisieren zudem die übermässige Detailtiefe schon in frühen Projektstadien: De-taillierte Bepflanzungspläne, Material- und Farbkonzepte werden gefordert, lange bevor diese sinnvoll definierbar sind. Das führt zu Mehrkosten und Verzögerungen.

Klima der Unsicherheit
Besonders alarmierend: Fast die Hälfte der Bauherrinnen und Bauherren verzichteten auf Ausbau- oder Gestaltungswünsche – aus Angst, damit den Gesamtentscheid der Behörde zu gefährden. Wenn die Hälfte der Bauenden freiwillig zurücksteckt, ist das ein klares Zeichen für ein Klima der Verunsicherung.

Verdichtung wird behindert
Fast 80 Prozent der Befragten sind überzeugt, dass ihre Grundstücke «besser genutzt werden könnten», wenn gewisse städtische Restriktionen nicht bestünden. Dies steht im direkten Widerspruch zu den Zielen der Stadt, welche die Innenentwicklung priorisieren möchte.

Systemische Probleme statt Personalprobleme
Viele Befragte loben die Freundlichkeit der Mitarbeitenden. Doch interne Abläufe, Schnittstel-len und Vorgaben sind so komplex, dass selbst engagierte Fachpersonen kaum effizient arbeiten können. Mehr die Hälfte der Befragten erlebten längere Verfahrensdauern als erwartet; nur rund ein Viertel halten den Prozess für effizient.

Stadt steht in der Verantwortung
Die Befragten fordern weniger Detailauflagen in frühen Phasen, schnellere und transparentere Verfahren, einheitlichere Auslegung von Vorschriften und mehr Dialog statt Kontrolle. Winterthur braucht einen Baubewilligungsprozess, der ermöglicht statt bremst. Eine moderne, wachsende Stadt darf Bauwillige nicht durch unnötige Hürden und Unsicherheiten ausbremsen.

Beat Baltensperger und Michael Gross

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