28.10.2021

Wut tut nicht gut

Spielwut, Kaufwut, Tollwut, Sammelwut aber auch Sparwut oder Planungswut haben nichts Positives an sich. Sie schaden nur. Wut vernebelt den Blick und trübt den Realitätsbezug bis zur Blindheit. Die "Stadt Winterthur", an der Spitze das Baudepartement, scheint in den letzten Monaten eine immer grössere Planungswut zu entwickeln.

Es wird geplant was der Teufel hält. Dafür sammelt die Stadt Winterthur immer mehr Projektleiter*innen auf dem freien Arbeitsmarkt zusammen. Neuerdings einen / eine Wirtschaftsprojektleiter*in. Fehlt es an Ideen, werden Planungsleichen exhumiert, um sie zum neuen Leben zu erwecken (bspw. die Frauenfelderstrasse).

Hauptgewinn im innerstädtischen Projektwettbewerb ist aktuell die Abstrafung der Breitestrasse als wichtigste Süd-Ost-Verbindung in Winterthur zur Begegnungszone. Wut macht blind, ebenso die städtische Planungswut. Alternativen zur Degradierung der Breitestrasse gibt es nicht. Der seit 20 Jahren thematisierte Breitetunnel wird in einem Zeithorizont bis mindestens 2050 versenkt statt gegraben. Kein Wort von der im Städtischen Gesamtverkehrskonzept 2010 geforderten Zentrumsumfahrung. Die Planer sind stolz, auf die nun neu ausgebaute Stadtautobahn im Norden verweisen zu können. 16 km ist es von Töss nach Oberwinterthur, 16 km ist es von Töss bis zur Stadttafel von Zürich knapp vor dem Glattzentrum.

Die Anwohner der Breitestrasse freut dieses Wahlversprechen. So können Wählerstimmen gewonnen werden. Die Wähler werden zu spät merken, wieviel höher nun der Eigenmietwert für Liegenschaften an verkehrsfreier Lage vom Steueramt angesetzt werden wird. Zudem wird beim Eigentümer eine Mehrwertabschöpfung erfolgen, da seine Liegenschaft aufgrund der Planungsmassnahmen deutlich an Wert gewonnen hat.

Trotz Schlagzeile im Landboten vergisst die Stadträtin, dass das Projekt «Breitestrasse» noch lange nicht umgesetzt wird, da sich unter anderem die Verkehrsverbände dazu nicht äussern konnten. Die Rechtslage ist alles andere als klar. Keine Panik: Es ist ja nur ein Wahlschlager, der den Wahlkampf der linken Stadträtinnen und Stadträte befeuern soll. Kein Grund also für die Verkehrsfachverbände aller Ausrichtungen heute dazu öffentlich Stellung zu nehmen.

Warten wir ab, wie sich der Stadtrat im Frühling entwickelt: Projektideen können wieder versenkt, Projektleiter*innen entlassen werden, wenn beide keinen Sinn machen.

Christian Modl, Präsident Winterthur: agil-mobil

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