30.05.2022

Willkommen in der Zins- und Zeitenwende!

Die Weltlage hat sich in den vergangenen Wochen nicht nur politisch verändert. Wirtschaftlich werden die durch steigende Kapitalmarktzinsen ausgelösten Probleme immer offensichtlicher: Obligationenmarktcrash, schwache Börsen und stagnierende Immobilienpreise sind wohl erst die Vorboten einer schwierigen Phase der wirtschaftlichen Entwicklung. Willkommen in der Zins- und Zeitenwende!

Die Zeiten ändern sich, und zwar nicht nur in der Wahrnehmung der Menschen. Manchmal ist es nur die Vorstellung, die wir uns von der Welt machen, die sich ändert, während gleichzeitig die Realität die Gleiche bleibt. So geschehen in der Neueinschätzung der geopolitischen Realitäten aus Anlass des russischen Überfalls auf die Ukraine. Nicht die Aggressivität der Russen ist neu, sondern die Einschätzung der Russen durch grosse Teile des linken und rechten politischen Spektrums in unseren Demokratien. Manchmal ändert sich aber auch die Realität. So geschehen in den vergangenen Wochen und Monaten in der Wirtschaft.

Nach einer jahrelangen Phase, in der Inflation kein Thema war, hat sich das nun als Folge der überexpansiven Geld- und Finanzpolitik der Corona-Jahre schlagartig geändert. In den westlichen Industrienationen ist der Inflationsanstieg stärker und abrupter erfolgt, als das selbst eher mahnende und vorsichtige Beobachter erwartet haben. Warum eine Zeitenwende? In erster Linie wegen der steigenden Zinsen. Fast unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit haben sich in den vergangenen Monaten die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen und Hausbesitzer drastisch verschlechtert. Die Folgen dieser Entwicklung sind vielfältig. Ganz unmittelbar bedeuten steigende Zinsen einen Wertverlust auf den Obligationen. Kommt hinzu, dass auch Aktien und Immobilien in ihrer Bewertung vom Zinsniveau abhängen. Was immer zu Jahresbeginn als ein gerechter Preis dafür empfunden worden ist, so liegt dieser heute deutlich tiefer. Aber auch in der Realwirtschaft hinterlässt der Zinsanstieg Spuren. Die gilt insbesondere für die Immobilienwirtschaft. So gefährden die deutlich gestiegenen Hypothekarzinsen, die bis anhin gut gelaufene Bauaktivität in Mitleidenschaft zu ziehen. Schliesslich ist aufgrund des Zinsanstieges auch mit erheblichen Gewinneinbussen im Finanzsektor, insbesondere bei den Versicherern, zu rechnen.

Bei all dem gilt es zu bedenken, dass der Zinsanstieg gemessen am Inflationsanstieg bisher noch recht bescheiden ausgefallen ist. Historisch betrachtet, liegen die Kapitalmarktzinsen praktisch immer über der Kernrate der Inflation. Ändern könnte an der Inflationsentwicklung und damit am Aufwärtstrend bei den Zinsen wohl nur eine Rezession. Damit müssen wir aber auch konstatieren, dass der Ausblick schwierig bleibt. Entweder erleben wir weiter steigende Zinsen mit negativen Folgen für Immobilien- und Finanzanlagen, für die Konjunktur und die Finanz-stabilität, oder aber es kommt zu einer Rezession!

Dieser schwierige Ausblick verlangt nach einer langfristig ausgerichteten Strategie und mehr denn je nach einem guten Risikomanagement. Mit unserem Anlagekonzept identifizieren und steuern wir die Risiken. Wir bleiben aus Risikoüberlegungen zwar vorsichtig, wollen aber sich bietende Kaufgelegenheiten nicht ausser Acht lassen.

Winterthur Consulting Group AG
Rolf Gloor / Dr. Ralph Peterli

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