03.10.2022

Risiken bewirtschaften - nicht meiden

Im ersten Halbjahr haben sich die Schweizer Zahlen zur Konjunktur und Inflation sehr positiv vom internationalen Trend abgehoben. Der Ausblick lässt aber vermuten, dass auch bei uns die Inflation weiter steigen und die Konjunktur deutlich schwächer werden wird. Von der internationalen Finanzmarktentwicklung werden wir uns ebenfalls kaum lösen können. Der Herbst könnte ungemütlich werden. Demzufolge ist es noch zu früh, um vermehrt Marktrisiken einzugehen. Es ist dennoch sinnvoll, nicht zu weit vom Markt entfernt positioniert zu sein. Risikomanagement heisst das Zauberwort.

Die Schweizer Wirtschaft konnte im ersten Halbjahr 2022 ein Wachstum von 0.8% erzielen und hat aktuell eine Kerninflation von 2.1%. Im internationalen Vergleich sind das sehr gute Werte. Dank der bei uns tiefen Inflation ist der Wechselkurs stark, die Zinsen vergleichsweise tief und auch unsere öffentlichen Haushalte sind solide finanziert. Vergleicht man die Staatsverschuldung der Schweiz mit dem Volkseinkommen, ist die Verschuldungsquote seit Ausbruch der Finanzkrise sogar leicht gesunken. In den Vereinigten Staaten hat sich die Quote im gleichen Zeitraum verdoppelt, in Grossbritannien verzweieinhalbfacht und in der Eurozone ist sie um 60% gestiegen. Die grosse fiskalische Zurückhaltung der Schweiz ist denn auch der Hauptgrund, warum die Inflationsentwicklung im internationalen Vergleich bisher so positiv ausfällt. Geldpolitisch war auch die SNB in den vergangenen Jahren sehr expansiv. Je nach Geldmengenaggregat war sie bei einer internationalen Betrachtung sogar deutlich expansiver bei gleichzeitig niedrigsten Zinsen. Fiskalpolitisch hat die Schweiz – anstatt mit der Giesskanne wie in Amerika und Europa – sehr zielgerichtet und sehr schnell staatliche Unterstützungsmassnahmen ausgerollt. Damit liess sich ein zu starker Effekt auf der Nachfrageseite der Volkswirtschaft verhindern, welcher nun in den anderen Ländern als Haupttreiber für die hohen Inflationsraten gilt. Auch wenn wir uns in Fiskal- und Geldpolitik vom Ausland unterscheiden können, bleibt die Schweiz von den Auswirkungen der internationalen Konjunktur wohl nicht verschont. Setzt sich die auch in der Vergangenheit immer wieder beobachtete enge Koppelung der Volkswirtschaften in der Zukunft fort, so werden wir auch bei uns mit einer deutlichen Wachstumsverlangsamung rechnen müssen.

Schliesslich müssen wir wohl ebenfalls an den Finanzmärkten damit rechnen, dass die weltweit steigenden Kapital-marktzinsen auch in der Schweiz reflektiert werden, was für schwache Kurse bei Obligationen, Aktien und zumindest nicht mehr steigenden Preisen von Immobilien spricht. Eine wahrscheinlicher gewordene globale Rezession wird bei manchen Marktteilnehmern negative Auswirkungen auf deren Unternehmensgewinne haben. Dann müssten wir damit rechnen, dass sich die Schweiz weder bei der Konjunktur noch bei den Aktienbewertungen dem internationalen Trend entziehen können wird.

In dieser ungemütlichen Ausgangslage soll uns der regelbasierte Ansatz WCGROB einen möglichen Weg aufzuzeigen. Es wird sich langfristig nicht lohnen am Aktienmarkt mit Abwesenheit zu glänzen. Zu gross ist die Gefahr bei einer Trendwende nicht dabei zu sein. Wir erhöhen aber nicht blind unser Engagement, sondern lassen uns von unseren Trend- und Momentum-Signalen leiten. Dabei gilt unser Hauptaugenmerkt einer konsequenten strategischen Umsetzung.

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