02.08.2022

Der Gegenwind hält an

An den Finanzmärkten herrscht ein Auf und Ab. Leider etwas mehr Ab als Auf! Langsam beginnen die Finanzmarktteilnehmer die Wahrscheinlichkeit einer Rezession ernst zu nehmen. Aktuellste Zahlen belegen eine technische Rezession in den USA. In den letzten 20 Jahren hat sich der Schweizer Franken gegenüber dem Euro und dem US-Dollar um rund 40 Prozent aufgewertet. Einer der Hauptgründe dafür ist die tiefere Inflation in der Schweiz. Anhaltend hohe Inflationsraten und ein sich gleichzeitig eintrübendes Konjunkturbild bestimmen den Kurs an den Finanzmärkten. Der Gegenwind dürfte anhalten.

In den Industrienationen beginnt sich die Stimmung der Unternehmen der weiterhin rezessiven Gemütslage der Konsumenten anzunähern. Insgesamt ist eine Weltrezession sehr wahrscheinlich geworden. Die Notenbanken scheinen bereit, trotz deutlich verschlechterndem Wachstumsausblick, die Zinsen weiter anheben zu wollen. Aufgrund der niedrigen Wachstumsdynamik ist kurzfristig der Anstieg der Inflation ins Stocken geraten. Im Falle einer Rezession könnten die Rohwarenpreise zusätzlich für tiefere Inflationsraten sorgen. Insgesamt verharren diese aber auf einem deutlich zu hohem Niveau. Aus geopolitischer Sicht hat sich die Lage am europäischen Gasmarkt weiter zugespitzt. Eine Unterversorgung Europas im Winter hat sich zu einem realistischen Szenario entwickelt.

Rasant steigende Kapitalmarktzinsen dominieren die Finanzmärkte im ersten Halbjahr 2022 und zogen damit praktisch alle Anlageklassen in grosse Mitleidenschaft. Jüngst haben zudem steigende Rezessionssorgen zunehmend die Zinssorgen abgelöst. Wie immer sind solche Übergangsphasen von einem Hin und Her an den Märkten gekennzeichnet. Für Aktienanleger bleibt die Lage zwischen hohen Inflationsraten und einer abschwächenden Konjunktur unbequem, zumal die Kapitalmarktzinsen noch weit unter den Inflationsraten liegen und damit das Risiko von steigenden Zinsen noch nicht gebannt ist. Die Aktienmarkterholung im Juli dürfte damit die Hoffnung auf ein ‘Soft Landing’ (eine verhältnismässig schmerzlose konjunkturelle Abkühlung, die gleichzeitig die hohe Inflation eindämmen würde) widerspiegeln. Dagegen spricht, dass die Wahrscheinlichkeit einer Rezession zugenommen hat. Damit dürften auch die immer noch sehr optimistischen Gewinnerwartungen der Firmen in den nächsten Monaten nach unten revidiert werden.

Sorgten seit Jahresbeginn vor allem die gestiegenen Zinsen für eine Korrektur an den Aktienmärkten, so dominieren jüngst Rezessionsängste. So hat die Konsumdynamik in den USA deutlich nachgelassen und auch in Europa bleibt sie pessimistisch. Die sich eintrübende Unternehmensstimmung zeigt sich zunehmend auch in den Unternehmensgewinnen. Trotz der bereits beachtlichen negativen Entwicklung an den Finanzmärkten ist es für eine Entwarnung noch zu früh. Zu gross sind derzeit die geopolitischen wie konjunkturellen Unsicherheiten und lasten demnach auf der Marktstimmung. Das Risikomanagement, welches wir mit unserem Anlagekonzept identifizieren und steuern bleibt sehr wichtig. Kaufgelegenheiten können sich auch im aktuell schwierigen Marktumfeld ergeben. Wir versuchen diese im Rahmen einer diversifizierten individuellen Strategie für unsere Kunden zu nutzen.

Winterthur Consulting Group AG
Rolf Gloor / Dr. Ralph Peterli

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