03.07.2023
Winterthur Consulting Group AG

Das Warten geht vorerst weiter

Die Wirtschaftspolitik der Industrienationen ist die Ursache des Inflationsanstiegs der letzten Jahre und damit auch des Wirtschaftsabschwungs, in dem wir uns aktuell befinden. Erwartungsgemäss übernimmt niemand dafür die Verantwortung. Die zögerliche Bekämpfung der Inflation macht alles nur noch schlimmer. Der Weltwirtschaft geht langsam die Luft aus.

Die Zentralbanken sind im historischen Vergleich zurückhaltend, was ihre Reaktion auf die stark angestiegenen Inflationsraten angeht. Bis heute haben sie es nicht geschafft, die Zinsen deutlich über das Niveau der Kerninflation anzuheben. Die dadurch im negativen Bereich verbleibenden Realzinsen im Geldmarkt belegen dies. Negative Realzinsen unterstützen das Wachstum der Nachfrage und wirken de facto inflationstreibend. 

Dies ist gefährlich, weil sich die privaten Haushalte spätestens seit Corona daran gewöhnt haben, dass der Staat es schon richten wird. Nur so ist erklärbar, dass trotz extrem niedrigen Werten bei der Konsumentenstimmung die Ausgaben der privaten Haushalte weiter steigen. Warten bis den privaten Haushalten das Geld ausgeht, bedeutet bewusst einzukalkulieren, dass die sozialen Spannungen steigen und Arbeitnehmer ein Maximum an Lohnerhöhungen verlangen werden. In Konsequenz folgt auch ein dauerhafter Kaufkraft- und Wertverlust des Vermögens. Niemandem dient folglich die halbherzige Bekämpfung der Inflation.

In den westlichen Industrienationen trüben sich die Stimmungswerte ein, schwächen sich die realwirtschaftlichen Daten ab und lässt die Kreditvergabe nach. Einzig der robuste Arbeitsmarkt verhindert einen raschen Konjunktureinbruch. Die Energiepreise sind deutlich gesunken und dadurch auch die Gesamtinflation. Der Inflationsdruck bleibt aber angesichts der Lohnzuwachsraten bestehen und die Inflationsraten drohen sich zu verfestigen. Weitere Zinserhöhungen bringen die Gefahr, die Finanzstabilität negativ zu beeinträchtigen.

Das Stimmungstief in der amerikanischen Wirtschaft akzentuiert sich weiter. Die Zukunftsaussichten von Industrie und Konsumenten sind länger schon negativ geprägt. Nun erodiert auch das Vertrauen der Dienstleister. In China bleibt das Stimmungsbild verhalten optimistisch. In Europa sind Industrieunternehmen wieder pessimistischer geworden und auch im Dienstleistungssektor beginnt sich die Stimmung einzutrüben. Die Schweizer Wirtschaft verblieb im ersten Quartal im positiven Bereich. Die generell schwache konjunkturelle Dynamik kann aber auch hierzulande nicht kaschiert werden. Noch stützt der Dienstleistungssektor die generelle Entwicklung. Aufgrund der verfügbaren Daten lässt der Inflationsdruck nicht entscheidend nach und spätestens gegen Jahresende ist wieder mit leicht höheren Inflationsraten zu rechnen.

An den Finanzmärkten machen sich zunehmend Rezessionssorgen breit. Die Stimmung in Industrie und bei Konsumenten bleibt schlecht, womit nicht die Frage bleibt ob, sondern wann die Rezession anklopfen wird. Wir verfolgen die Situation eng und setzen die individuellen Strategien unserer Kunden um. Zentral ist dabei das Management und die Steuerung der entsprechenden Risiken, um zu grosse und unerfreuliche negative Schwankungen einzugrenzen. Taktische Anpassungen nehmen wir auf Basis unserer eigenen Risikosignale vor.

Winterthur Consulting Group AG
Dr. Ralph Peterli / Rolf Gloor

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