28.01.2025

Zunehmende Unzufriedenheit: Firmen fordern mehr Rücksicht auf Gewerbeverkehr

Eine Umfrage des KMU-Verband Winterthur bei lokalen Unternehmen zeigt: Nur ein Drittel der Unternehmen würde Winterthur erneut als Standort wählen. Grund ist die wachsende Unzufriedenheit mit der Verkehrssituation, die sowohl die Geschäftstätigkeit erschwert als auch die Attraktivität der Stadt als Wirtschaftsstandort beeinträchtigt. Der KMU-Verband fordert gezielte Massnahmen, um den Gewerbeverkehr zu stärken.

Der Winterthurer Stadtrat hat dem Stadtparlament einen neuen Richtplan vorgelegt, der aktuell in einer Spezialkommission diskutiert wird. Um diesbezüglich die Interessen der lokalen Unternehmen fundiert vertreten zu können, hat der KMU-Verband eine Befragung durchgeführt. Ziel war es, die Bedürfnisse und Herausforderungen der Unternehmen hinsichtlich der Verkehrssituation objektiv zu erfassen und den Dialog auf eine faktenbasierte Grundlage zu stellen. Die Resultate zeigen eine grosse Unzufriedenheit mit der aktuellen Verkehrssituation.

Ergebnisse

Die Umfrage zeigt eine alarmierende Unzufriedenheit unter den Unternehmen:

  • 80 % der Firmen, die auf Kundenbesuche angewiesen sind, bewerten die Parkplatzsituation vor Ort als ungenügend.
  • 83 % empfinden den Verkehrsfluss in Winterthur als stockend, während über 90 % eine weitere Verschlechterung erwarten.
  • Nur 34 % der Firmen würden Winterthur erneut als Standort wählen, bevorzugt werden Nachbargemeinden mit besserem Autobahnanschluss.
  • 82 % der Unternehmen trauen der Politik nicht zu, verlässliche Lösungen für die Verkehrsproblematik zu schaffen.

Es überrascht nicht, dass nur etwa ein Drittel der befragten Unternehmen Winterthur erneut als Standort wählen würde. Am attraktivsten erscheinen den Firmen Nachbargemeinden mit Autobahnanschluss.

Das Vertrauen der Firmen in die Politik ist alarmierend gering: Weniger als 20 % der Unternehmen glauben, dass Stadtparlament und Stadtrat in der Lage sind, wirksame Lösungen umzusetzen. Die Situation in Winterthur spiegelt eine Entwicklung wider, die in vielen Schweizer Städten zu beobachten ist, die mehrheitlich von links-grünen Parteien regiert werden. Diese verfolgen häufig das Ziel, den Autoverkehr unattraktiver zu machen, was zu Massnahmen führt, die den Autoverkehr insgesamt erschweren.

Der Winterthurer Stadtrat verfolgt das Ziel, den motorisierten Individualverkehr um 50 % zu reduzieren, was für die lokalen Unternehmen eine erhebliche Herausforderung darstellen würde. Eine solche Einschränkung des Gewerbeverkehrs wäre für viele Firmen ein massives Problem. Der Verband schlägt daher gezielte Lösungen vor, die den Gewerbeverkehr stärken und ihn nicht zusätzlich belasten. Zu den Kernforderungen gehören:

  • Der Gewerbeverkehr darf nicht halbiert werden. Eine Reduktion des motorisierten Individualverkehrs um 50 %, wie im neuen Richtplan vorgesehen, darf den Gewerbeverkehr nicht beeinträchtigen.
  • Motorisierter Gewerbeverkehr: Alternativen fördern, Einschränkungen vermeiden. Wo sinnvoll, sollen Alternativen gefördert werden. Wo nötig, muss der motorisierte Gewerbeverkehr ungehindert möglich bleiben.
  • Verkehrsintensive Gewerbezonen neben Autobahnanschlüssen: In Bereichen wie Winterthur Süd (Autobahnanschluss Töss) sollen Zonen geschaffen werden, in denen Unternehmen ohne verkehrstechnische Einschränkungen agieren können. So soll der Wegzug von Unternehmen in umliegende Gemeinden an verkehrsgünstigeren Lagen verhindert werden.
  • Park & Ride-Lösungen für Pendler: Effiziente Parkmöglichkeiten am Stadtrand mit direkter ÖV-Anbindung, z. B. in Töss und Oberwinterthur sollen den Individualverkehr im Stadtzentrum reduzieren.
  • Logistik an jede Haustür: Der Strassenraum muss so gestaltet sein, dass Gewerbefahrzeuge ihre Aufgaben ungehindert erfüllen können, ohne die Verkehrsflüsse zu blockieren.
  • Wochentags-GA für den ÖV: Um Homeoffice-geprägte Arbeitsmodelle zu berücksichtigen, sollten flexible Abos angeboten werden, die nur an bestimmten Tagen gültig sind.

Verkehr ist nicht nur eine Belastung, sondern ein zentraler Faktor für den Wohlstand einer Stadt. Ein Abbau des Gewerbeverkehrs könnte Firmen dazu bewegen, ihre Standorte aus Winterthur zu verlegen. Dies würde nicht nur den Verlust von Steuereinnahmen bedeuten, sondern auch zu mehr Pendlerverkehr in die Agglomeration führen – mit negativen Folgen für das Klima. Die Umfrage des KMU-Verbandes zeigt, dass solche Überlegungen unter Unternehmen bereits Realität sind.
Die Ergebnisse der Umfrage sowie die Vorschläge des Verbandes werden den politischen Entscheidungsträgern präsentiert. Ziel ist es, den Dialog zwischen Politik und Wirtschaft zu intensivieren und praktikable Lösungen zu entwickeln, die die Standortattraktivität von Winterthur sichern und eine Abwanderung von Unternehmen verhindern.

Ergänzende Informationen/Dokumente

Ausführliche Analyse der Verkehrsbefragung und Beschreibung der Verkehrsbedürfnisse der Winterthurer Firmen.

Slides der Präentation der Resultate. Achtung: die Slides sind nicht selbsterklärend.

Resultate als EXCEL, ohne Firmennamen

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