28.02.2023
Winterthur Consulting Group AG
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Wohin zeigt der Zinskompass?

Die Konjunktur verschlechtert sich in langsamen Schritten. Die Wirtschaftspolitik scheint eine Rezession kaum aufhalten zu können und die Finanzmärkte folgen einfach nur der Zinsentwicklung, von Rezessionserwartungen bisher keine Spur. Schwierige Märkte verlangen nach dem richtigen Kompass.

Wirtschaftswissenschaften sind eine Sozialwissenschaft. Der Untersuchungsgegenstand ist die wirtschaftliche Seite der Gesellschaft; ökonomische Entwicklungen sind allerdings multikausal. Die Gesellschaft reagiert darüber hinaus auf Untersuchungsresultate von Wirtschaftswissenschaftern, was Vorhersagen so schwer macht. Wenn Ökonomen eine Rezession prognostizieren, reagiert häufig die Wirtschaftspolitik mit tieferen Zinsen und staatlichen Ausgabenprogrammen, was wiederum die Konjunktur beleben soll. So gilt allgemein, dass das Ausgabenverhalten von Konsumenten und Unternehmen abhängig ist von deren jeweiligen Einschätzung der wirtschaftlichen Zukunft. Pessimistische Konsumenten konsumieren vorsichtiger, pessimistische Unternehmen investieren weniger als optimistische Marktteilnehmer. Das ist auch in diesem Zyklus zu beobachten. Erst wurden die Konsumenten angesichts des massiven, durch die unerwartet hohe Inflation ausgelösten, Kaufkraftverlustes pessimistischer für die künftige Entwicklung. Dann haben sich allmählich die Unternehmen dieser Einschätzung angeschlossen. Fiskalische Ausgabenpakete sollten in den grossen Industrienationen die schlimmsten Auswirkungen von Strom-, Gas- und Ölpreisanstiegen dämpfen. Stimulierende Konjunkturprogramme stehen bisher nicht in Aussicht. Gleichzeitig machen die Zentralbanken genau das Gegenteil von Zinsen senken: Im Kampf gegen die Inflation erleben wir aktuell eine Zinserhöhung nach der anderen. Erste Wirkungen dieser Vollbremsung in der Geldpolitik sind bereits bei den Geldmengenwachstumsraten zu beobachten. Die Inflation erfolgreich bekämpfen, können Notenbanken aber nur, wenn der Druck auf den Arbeitsmarkt nachlässt.

Interessanterweise wollen die Finanzmärkte von all diesen Tatsachen wenig wahrhaben. Tatsächlich ist zum Beispiel die Aktienmarktentwicklung seit dem Beginn der aktuellen Baisse vor etwas mehr als einem Jahr fast nur durch die Zinsentwicklung bestimmt. Von einer Erwartung tieferer Unternehmensgewinne, wie das in einer Rezession der Fall wäre, ist überhaupt nichts zu sehen. Höhere Zinsen bedeuten in der Regel tiefere Bewertungen und z.B. Aktienkurse, wie auch umgekehrt. Dieser enge Zusammenhang war wohl selten so deutlich sichtbar wie heute. Auch die Obligationenmärkte scheinen keine Rezession zu erwarten. Betrachtet man die Risikoaufschläge für Unternehmensanleihen sind diese trotz stark gefallener Konjunkturindikatoren in den vergangenen Monaten sogar rückläufig gewesen. Die Finanzmärkte scheinen also mal wieder das beste aller Szenarien ihren Bewertungen zu Grunde zu legen: Steigende Unternehmensgewinne ab der zweiten Jahreshälfte und sinkende Zinsen.

Vor allem die Aktienmärkte benötigen in einem solch schwierigen Umfeld einen guten Kompass. Mit dem regelbasierten Bewirtschaftungskonzept WCGROB haben wir ein Instrument entwickelt, welches uns hilft, die richtigen Investitionsentscheide zu treffen.

 

Winterthur Consulting Group AG
Dr. Ralph Peterli / Rolf Gloor

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