30.11.2022
Winterthur Consulting Group AG
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Unruhige Zeiten

Solange die Inflation die Kaufkraft der Löhne wegfrisst, kann die Realwirtschaft nicht nachhaltig wachsen. Und solange die Zinsen niedriger als die Inflation sind, kommen die Finanzmärkte nicht zur Ruhe. Der aktuelle Abschwung befindet sich in der Phase, in der sich die Stimmung bei Unternehmen und Konsumenten deutlich verschlechtert. Eine Verringerung der Ausgaben für Investitionen und Konsum sollten in den kommenden Monaten nun folgen.

Ein geflügeltes Wort besagt: «Der Aufschwung beginnt im Kopf». Ist das im Abschwung genauso? Dass Konjunktur häufig ein psychologisches Phänomen ist, weiss die Ökonomie seit langem. Tatsächlich ist Konjunkturforschung seit einigen Jahrzehnten so etwas wie angewandte Psychologie. Die wichtigsten Konjunkturindikatoren sind nicht etwa Zins oder Wechselkurs, sondern die Stimmung von Konsumenten und Unternehmungen. Wenn man also einen Abschwung beschreiben möchte, könnte man die zeitliche Entwicklung einer Rezession in drei Phasen aufteilen.

In der ersten Phase A erscheint ein Abschwung noch weit entfernt. Lediglich ganz verwegene Ökonomen meinen, grosse Risiken für die Konjunktur zu erkennen. In den letzten vier Rezessionen hiessen die Warnsignale: Aktienblase, Immobilienblase, überalterter Aufschwung oder exorbitanter Überkonsum von Gütern bei gleichzeitig überfälliger fiskalischer Konsolidierung. In Phase A ist eine genaue Ansage des Zeitpunktes des Rezessionsbeginns unmöglich, aber die Wahrscheinlichkeit, dass das Wachstum stark bleibt, wird im Zeitablauf zunehmend geringer. In den meisten Fällen gilt dies verstärkt, weil die Zentralbanken versuchen, über höhere Zinsen die entstandenen Ungleichgewichte wieder zu korrigieren.

Was dann den Übergang in die Phase B auslöst, ist eigentlich sekundär. Manchmal sind die Fehlentwicklungen in der Wirtschaft einfach zu gross geworden, wie am Ende der Aktien- oder Immobilienblase. Manchmal ist es ein konkretes Ereignis wie die Corona-Pandemie oder der Ausbruch des Ukraine-Krieges. Was in allen Fällen dann aber passiert, ist, dass sich die Stimmung bei Konsumenten und Unternehmen einzutrüben beginnt. Auch der Abschwung beginnt also tatsächlich im Kopf. Und dennoch bleibt in dieser Phase das Wachstum zunächst positiv.

Erst Monate nachdem sich die Stimmung eingetrübt hat, beginnen die Konsumenten ihre Ausgaben zu reduzieren und die Investitionen der Unternehmen werden zurückgeführt. In dieser Phase C, in der die allgemeinen Ausgaben sinken, beginnt die Rezession.

Im vergangenen November sind wir angesichts von Güterkonsum und absehbarer fiskalischer Konsolidierung in Phase A eingetreten. Seit dem Frühling sinken auf breiter Front die Stimmungswerte bei Konsumenten und in der Folge bei den Unternehmen (Phase B). Phase C lässt bis jetzt auf sich warten. Der Eintritt in eine Rezession scheint aber nur eine Frage der Zeit.

Um die Schwankungen bei Investitionen in Aktien einzugrenzen, haben wir unseren regelbasierten Ansatz WCGROB entwickelt. Im Sinne eines aktiven Risikomanagements steuern wir mittels Momentum- und Trendsignalen unsere Investitionsentscheidungen. Wir meiden Risiken nicht, wir bewirtschaften sie.

Winterthur Consulting Group AG
Rolf Gloor / Dr. Ralph Peterli

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