01.03.2022

Krieg in der Ukraine

Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine ist es schwierig, über Wirtschaft und Anlagestrategien zu schreiben. Im Zentrum unserer Kommunikation stehen grundsätzlich ökonomische Themen und wir sind geopolitisch neutral. Aber zu dieser Katastrophe kann man nicht schweigen. Es war aus unserer Sicht bis letzten Donnerstag schlicht unvorstellbar, dass im 21. Jahrhundert in Europa ein Krieg in diesem Ausmass ausbrechen kann.

Viele von uns kennen die Geschehnisse aus den 1940er Jahren nur noch aus den Schulbüchern, aber die aktuelle Krisensituation weckt böse Erinnerungen. Dennoch wollen wir versuchen, die Lage wirtschaftlich einzuordnen. Dem aktuell sehr anspruchsvollen Umfeld begegnen wir weiterhin mit unserem Anlagekonzept, welches vor allem auf Risikokontrolle und Risikomanagement basiert. Nur wer die Risiken kennt, kann sie auch steuern.

Mit der staatlichen Anerkennung der Separatistenregionen im Donbass und dem Einmarsch russischer Truppen in der Ukraine hat sich die politische Lage in Europa grundsätzlich verändert. Die internationale Sicherheitspolitik befindet sich in einer neuen Phase. Die westlichen Staaten haben bis zuletzt versucht, den politischen Dialog am Leben zu halten, leider ohne Erfolg. Es scheint, als würden wir wieder in eine Zeit zurückfallen, in der das Recht des Stärkeren mehr gilt als das internationale Recht. Wann und wie sich diese Entwicklung aufhalten lässt, ist heute noch nicht abzusehen. Mit diesen epochalen Verschiebungen und Auswirkungen werden wir uns in den kommenden Monaten und Jahren noch intensiv auseinandersetzen müssen.

Die wirtschaftlichen Effekte der aktuellen Entwicklung werden signifikant, aber für Europa und die Weltwirtschaft nicht dramatisch sein. Trotz der für Europa wichtigen Öl- und Gasexporte tätigt die EU nur gerade fünf Prozent ihres Aussenhandels mit Russland. Russlands Exporte gehen hingegen zu 50% nach Europa. Deshalb sind die wirtschaftlichen Sanktionen im Bereich der fossilen Energieträger, sowie die nun erfolgte Abtrennung vom internationalen Zahlungsverkehr (SWIFT) für die russische Wirtschaft verheerend. Für Europa und die Weltwirtschaft sind diese dagegen tragbar und mit Ausnahme der Effekte von weiter steigenden Energiepreisen wenig signifikant. Russlands Problem dagegen ist, dass die Hälfte der Staatseinnahmen aus den Rohstoffverkäufen stammen. Eine militärische Aggression der aktuellen Grössenordnung muss nun wohl ausschliesslich über die Notenpresse finanziert werden, was die Inflation in Russland noch weiter anheizen und einen Zusammenbruch der russischen Wirtschaft beschleunigen wird. Damit verschlechtern sich die Lebensumstände der Bevölkerung drastisch. Auch das Aufrechterhalten der militärischen Drohkulisse wird damit erheblich geschwächt. Herausfordernd bleibt für die Weltwirtschaft neben der aktuellen militärischen Eskalation die inflationäre Preisentwicklung, welche wie oben beschrieben durch höhere Energiepreise noch mehr Auftrieb erhält. Die Kombination von länger anhaltend hoher Inflation und möglichen negativen Wachstumseffekten wird für die Finanzmärkte nicht einfach zu verdauen sein.

Das aktuelle Anlageumfeld verlangt nach einer langfristig ausgerichteten Strategie und einem guten Risikomanagement. Mit unserem Anlagekonzept identifizieren und steuern wir die Risiken. Wir bleiben aus Risikoüberlegungen zwar vorsichtig, wollen aber sich bietende Kaufgelegenheiten nicht ausser Acht lassen.

Winterthur Consulting Group AG
Rolf Gloor / Dr. Ralph Peterli

Teilen & diskutieren Sie diesen Artikel

Personen

Newsportal

Das "Forum Winterthur" dient der politischen Information und Diskussion in der Region Winterthur. Die Winterthurer Wirtschaftsverbände betreiben die News-Plattform in Zusammenarbeit mit den Parteien Die Mitte, FDP und SVP. Die Plattform wird von ihren Trägern sowie durch Inserate und Spenden finanziert. Für den Inhalt der einzelnen Beiträge sind die Verfasser verantwortlich. Die Publikation eines Beitrages auf dieser Plattform bedeutet nicht, dass die Träger der Plattform in jedem Fall mit dem Inhalt einverstanden sind.

Regelmässige News-Updates erhalten?

Wirtschaftsagenda Winterthur