02.02.2022

Kosten der expansiven Geldpolitik

Der heftige Anstieg der Inflation in den vergangenen Monaten hat viele Menschen daran erinnert, dass aktive Konjunkturpolitik auch Kosten verursacht. Der Grossteil davon steht uns noch bevor: Die notwendige Haushaltskonsolidierung wird Wachstum kosten. Die laufende Inflation vernichtet reale Einkommen und Vermögen.

Schalten die Zentralbanken auf Inflationsbekämpfung, wird das Umfeld für Immobilien- und Aktienanlagen anspruchsvoller. Diesem anspruchsvollen Umfeld begegnen wir mit einem systematischen Bewirtschaftungsansatz. Wenn nicht mehr automatisch alles ansteigt, wird die Wahl der Investitionen und das Risikomanagement umso wichtiger.

Die staatliche Konjunkturpolitik stand in den vergangenen anderthalb Jahren nicht im Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit. Zu gross war die Sorge um die allgemeine Gesundheit. Bei der Fiskalpolitik hiess es lapidarisch: Wir können uns das leisten. Bei der Geldpolitik hat niemand wirklich hingeschaut. Warum auch? Seit vielen Jahren war man es sich gewohnt, dass geldpolitische Eingriffe keine Kosten haben. Inflation war kein Thema. Die öffentliche Besorgnis galt eher dem Gegenteil. Über Jahre wurden Deflationsgefahren diskutiert, obwohl diese nie wirklich bestanden haben. Dagegen waren die Erträge der ultraexpansiven Geldpolitik für alle klar ersichtlich. Selten zuvor haben wir eine so lange anhaltende Wachstumsphase in der Weltwirtschaft gesehen wie vor Corona. Die einst so volatilen Wechselkurse schienen sich auch ohne eine fixe Anbindung durch die Zentralbanken auf Wunschkurs halten zu lassen. Und die sehr tiefen Zinsen haben Aktien und Immobilien massiv an Wert gewinnen lassen. Immerhin scheinen die Kosten von Corona unter Kontrolle zu sein. Vergessen wir nicht, dass wir im Jahr 2020 den stärksten jemals gemessenen Einbruch in der Weltwirtschaft gesehen haben. Dementsprechend war eine starke Reaktion der Politik verständlich. Aber musste diese so vehement ausfallen? Es scheint, dass während der Pandemie niemand auf die Staatsverschuldung geschaut hat. Es steht ausser Frage, dass das Aufbauen dieser Budgetdefizite in der Krise Zusatznachfrage generiert und damit höhere Wachstumsraten erzeugt hat. Aber natürlich gilt auch, dass die Reduktion der Strukturdefizite Wachstum kosten wird. Noch ungemütlicher erscheint die Frage, wie wir wieder zu einem normaleren Zinsniveau kommen werden. Angesichts des rapiden und kräftigen Inflationsanstieges in den USA und Europa ist diese Frage von grösster Aktualität. Ganz offensichtlich hat eine expansive Geldpolitik doch Kosten. Nun müssen die Zentralbanken entscheiden, ob sie der Inflation tatenlos zusehen wollen, was durchaus eine Option sein könnte. Warum? Weil ein Anheben der Zinsen wohl nicht ganz schmerzfrei vonstatten gehen kann. Wenn Zinsensenken mehr Wachstum bringt, dann kostet Zinsenanheben wohl auch Wachstum. Aber nicht nur das. Höhere Zinsen würden auch zu tieferen Vermögensbewertungen führen. Das wiederum würde diejenigen treffe, deren Vermögen in Aktien und Immobilien steckt.

Die Phase der ultraexpansiven Geldpolitik scheint vorbei und Kapitalgewinne keine Selbstverständlichkeit mehr zu sein. An Aktienanlagen führt aber unserer Meinung kein Weg vorbei. Wie schon mehrmals erwähnt plädieren wir für eine aktive Bewirtschaftung von Aktienportfolios und den damit einhergehenden Risiken. Nicht meiden, sondern bewirtschaften lautet unsere Empfehlung. Dank unseres systematischen Bewirtschaftungsansatzes sehen wir uns gut gerüstet.

Winterthur Consulting Group AG
Rolf Gloor / Dr. Ralph Peterli

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