23.05.2023

Interview mit Romana Heuberger: «Es ist Sinn und Zweck der Kommission, dass wir Vorlagen des Stadtrates kritisch prüfen»

Romana Heuberger ist seit gut einem Jahr Präsidentin der Sachkommission Stadtbau des Winterthurer Stadtparlaments und wurde vor wenigen Wochen einstimmig für die Stadtratsersatzwahl vom 18. Juni 2023 nominiert. Wir haben uns mit Romana über ihre bisherige Amtszeit, ihre Prioritäten und die Herausforderungen, denen sie und ihre Kommission gegenüberstehen unterhalten. Sie teilt dabei auch ihre Einblicke in die Veränderungen und Entwicklungen, die die Stadt Winterthur derzeit durchläuft.

 

Du bist nun ein Jahr Präsidentin der Sachkommission Stadtbau, welches sind Dir die wichtigsten Anliegen beim Führen der Kommission?

Als Präsidentin der Sachkommission Stadtbau habe ich mir bestimmte Kernanliegen gesetzt. Erstens lege ich grossen Wert darauf, dass wir uns genügend Zeit für eine angemessene Diskussion der Vorlagen nehmen und dabei eine offene Gesprächskultur pflegen. Zweitens ist es mir wichtig, dass ergänzende Unterlagen und Informationen frühzeitig verfügbar sind, damit wir uns gründlich auf die Diskussionen vorbereiten können. Ohne diese Vorlaufzeit könnten wir nicht die detaillierte Arbeit leisten, die die Bevölkerung von uns erwartet. Schliesslich liegt mir ein angemessener Planungsaufwand für die Präsidien am Herzen. So habe ich mich dafür eingesetzt, die Rechnungsdebatten 2024-2028 unter den Kommissionspräsidien zu koordinieren, um möglichst effizient voranzukommen.

 

Wie erlebst Du die Zusammenarbeit mit den anderen Kommissionsmitgliedern und dem Stadtrat?

Die Diskussionen in der Kommission sind meist sehr sachlich und geprägt von gegenseitigem Respekt – auch wenn wir inhaltlich oft unterschiedlicher Meinung sind. Doch das gehört dazu und ist, wie schon erwähnt, einer meiner Kernanliegen als Kommissionspräsidentin.
Die Zusammenarbeit mit den StadträtInnen ist hingegen sehr unterschiedlich. Die einen informieren proaktiv, zeitgerecht und inhaltlich das, was es für unsere Entscheide braucht. Andere kommunizieren über die Medien oder liefern Unterlagen konsequent zu spät. Inhaltlich werden die Vorlagen mit allen StadträtInnen sehr intensiv diskutiert, aber das ist ja Sinn und Zweck der Kommission, dass wir Vorlagen des Stadtrates kritisch prüfen.

 

Bezogen auf Deine Kommission, worin siehst Du die grössten Herausforderungen für die Stadt Winterthur in den nächsten Jahren?

Die Winterthurer Bevölkerung wächst rasch (+3'000 Personen im 2022). Das bringt grosse Herausforderung für die Raumplanung, die Infrastruktur und die Mobilität. Dabei braucht es eine sorgfältige Interessenabwägungen verschiedener Standpunkte, zum Beispiel: Mehr Infrastruktur vs. geringere Bodenversiegelung, oder autonomere Energieversorgung vs. Schutz der Biodiversität.

Aktuell stehen wir vor grossen Herausforderungen im Bereich Bau und Unterhalt der Ver- und Entsorgungsnetze sowie Sanierung und dem Neubau von Schulhäusern.

 

Verkehrspolitik ist in Winterthur ein heisses Thema, wie siehst Du die moderne Verkehrsplanung für Winterthur?

Für mich ist klar, dass die Zukunft der Mobilität im klugen Nebeneinander der Verkehrsmittel und in multimodale Mobilitätsketten liegt. Für die Grobverteilung der Reisenden sehe ich im SBB-Netz noch ungenutztes Potential. Die Feinverteilung wird über Busse stattfinden, welche die Bewohnenden von einzelnen Stadtgebieten zum nächstgelegenen Bahnhof führen. Aber auch der motorisierte Individualverkehr wird ein wichtiges Transportmittel bleiben. Soll das in der Entwicklungsperspektive Winterthur 2040 aufgezeigte Fünfkammernsystem funktionieren, muss der Autobahnring geschlossen werden, damit die Stadt über die Nationalstrasse vom MIV entlastet wird.

 

Wie siehst Du die Rolle der Technologie bei der Stadtentwicklung, und welche innovativen Lösungen werden derzeit erforscht oder implementiert?

In Zukunft werden Technologien im Bereich Mobilität, Stadtplanung und Energie noch mehr miteinander vernetzt, zum Beispiel durch sogenannte «Intelligent Transport Systems (ITS)». Die Analyse von Verkehrsdaten kann unter anderem für die besser Organisation des Verkehrsflusses genutzt werden. In Zukunft werden wir hoffentlich auch «digitale Zwillinge» der Stadt erstellen können, wodurch Änderungen in den Strassensystemen abgebildet und die Auswirkungen anhand des Modells in Echtzeit vorausgesagt werden können.

 

Was war der grösste Erfolg für die Sachkommission Stadtbau in der laufenden Legislaturperiode?

Persönlich definiere ich den Erfolg einer Kommission darin, dass man in einem umstrittenen Thema gemeinsam eine mehrheitsfähige Lösung gefunden hat. Weiter bin ich stolz, dass wir gemeinsam für mehr Transparenz bei der Stadtverwaltung sorgen, insbesondere bei Bauprojekten, und dass wir uns einig sind, dass es einen neuen und rascheren Prozess für die Schulraumplanung braucht. Auch wenn diese Themen schon in der letzten Amtsperiode von mir initiiert wurden und ihre Umsetzung noch aussteht, bin ich zuversichtlich, dass wir kontinuierlich Fortschritte machen und einen positiven Beitrag zur Entwicklung unserer Stadt leisten werden.

 

Amiel Schriber
Handelskammer und Arbeitgebervereinigung Winterthur

Irène Thomann 25.05.2023, 08:00

Romana Heuberger zeigt in diesem Interview einmal mehr, wie erfahren und sachverständig sie ist. ich empfehle allen stimmberechtigten Winterthurern und Winterthurerinnen, sie am 18. Juni in den Stadtrat zu wählen.
Irène Thomann

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