03.05.2021

Die Konjunkturaussichten sind erfreulich, aber ...

Die Konjunkturaussichten für die nächsten Monate bleiben gut. Die Stimmungsdaten zeigen, dass der Optimismus die Corona-Krise immer mehr verdrängt – zumindest vorerst. An den Finanzmärkten gibt es zurzeit nur eine Richtung: Aufwärts! Wie immer gilt das, bis das Gegenteil eintrifft. In Zeiten von besser werdenden Konjunktursignalen kann man eine Zeit lang die steigenden Zinsen ignorieren. Hoffen wir also, dass wir hier nicht allzu sehr übertreiben. Sonst gilt das Gegenteil schneller, als uns lieb ist.

Der Bundesrat hat Ende April mit seinem dreistufigen Lockerungsplan erstmals Perspektiven für Wirtschaft und Gesellschaft aufgezeigt, die eine gewisse Planungssicherheit zurückbringen. Die Impfbereitschaft und weitere Fortschritte der Impfkampagne bleiben entscheidend. Aussenpolitisch besteht z.B. beim Rahmenabkommen ein Vakuum, das – auch bei positivem Konjunkturausblick - Unsicherheit beschert und Investitionen gefährdet. Bilaterale Marktzugangsabkommen sind für die Exportwirtschaft enorm wichtig, weshalb von der Politik eine zügige Lagebeurteilung und das Beseitigen dieser Unsicherheiten einzufordern sind.

Der Optimismus der US-Wirtschaftsakteure hat im März Höchstwerte erreicht. Auch die Konsumenten zeigen sich zuletzt nicht mehr nur in ihrem Kaufverhalten, sondern auch in Umfragen zum Ausblick kauffreudig gestimmt. Die grosszügig geschnürten Stimulus-Pakete treffen dabei auf eine Bevölkerung, welche nicht für ihre Zurückhaltung beim Konsum bekannt ist. Etwas düsterer sieht es dagegen in Europa aus. Die Stimmungsdaten haben sich im März zwar auch hier erholt, was auf einen Aufschwung hindeutet, sobald die Corona-Restriktionen aufgehoben werden. Eine Ausnahme ist die Schweiz, wo die Massnahmen deutlich milder ausfallen. Der Detailhandel ist seit Anfang März wieder geöffnet, und sollte das Wirtschaftswachstum im ersten Quartal nicht allzu negativ beeinflusst haben. Das grösste Abwärtsrisiko für die Konjunktur stammt weiterhin von der Corona-Pandemie. Gerade in Europa ist in den meisten Ländern immer noch sehr ungewiss, wann eine Rückkehr zur Normalität möglich sein wird. In den USA stellt sich die Frage, ob steigende Fallzahlen die raschen Öffnungspläne doch nochmals ins Stocken bringen. Die globale Konjunkturlage bleibt somit weiterhin dem Virus ausgeliefert.

Die wirtschaftlichen Folgen der Krise werden uns noch lange begleiten. In vielen Ländern sind die aktuellen Budgetdefizite so gross, dass man aus diesen nicht herauswachsen kann, sondern in naher Zukunft auf die Bremsen wird treten müssen. Die Staatsverschuldungen sind während der Corona-Pandemie auf unvorstellbare Höhen geschnellt. Die finanzielle Repression dürte über die Jahre zunehmen und Wachstum kosten. Derzeit halten die Aktienmärkte an ihrer Fahrtrichtung nach oben weiterhin fest. Allem Anschein nach gehen die Aktienmarktteilnehmer von einer problemlosen konjunkturellen Erholung aus, die mit zukünftigen, hohen Unternehmensgewinnen einhergehen wird. Gemessen an den klassischen Modellen bewegen sich die Bewertungen auf sportlichen Niveaus. Es drohen Enttäuschungen, sollten die zukünftigen Gewinne nicht wie erhofft ausfallen. Die Luft für weitere Kursgewinne wird damit aus dieser Betrachtung zunehmend dünner.

Winterthur Consulting Group AG

Rolf Gloor & Dr. Ralph Peterli

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