05.08.2025
Chancen und Risiken in unsicheren Zeiten
Das weltwirtschaftliche Umfeld bleibt fragil. Während die Aktienmärkte in Lokalwährung neue Höchststände erklommen, belasten geopolitische Spannungen, Zölle und strukturelle Schwächen die fundamentale Lage. Besonders die zunehmende Rolle von Künstlicher Intelligenz („AI or die“) als strategischer Game Changer prägt die Diskussion. Die Schweiz zeigt sich erneut als vergleichsweise stabil, doch auch hier mehren sich Unsicherheiten.
Die US-Wirtschaft verliert weiter an Schwung. Konsumausgaben stagnieren, die Stimmung ist verhalten, und der Bausektor zeigt Zurückhaltung. Die jüngst verabschiedete „Big Beautiful Bill“ von Präsident Trump erhöht die Staatsverschuldung ohne klare konjunkturelle Impulse. Der US-Dollar bleibt schwach, belastet die Portfolios von Schweizer Anlegern und verstärkt die Fallhöhe der US-Aktienmärkte. Innenpolitisch eskalierten Konflikte in Kalifornien und zwischen den Lagern von Trump-Gegnern und -Anhängern erneut.
Chinas Wirtschaft stagniert weiterhin. Leichte Verbesserungen bei Stimmungsindikatoren werden durch enttäuschende Produktionszahlen und schwache Importe konterkariert. Die Regierung verzichtet auf eine Abwertung des Renminbi und setzt nur minimalistische Stimulusmassnahmen ein. Der Immobiliensektor bleibt belastet, während der Renminbi gegenüber dem US-Dollar sogar leicht aufwertet.
Die europäische Konjunktur bleibt schwach mit nur geringfügiger Dynamik. Bausektor und Konsum zeigen sich widerstandsfähiger als Industrie und Dienstleistungen. Die Inflation nähert sich dem Zielkorridor der EZB, was weiteren Spielraum für geldpolitische Maßnahmen eröffnet. Der Ukrainekrieg, neue Spannungen mit Russland und zunehmende protektionistische Tendenzen trüben den Ausblick.
Die Schweizer Wirtschaft zeigt sich stabiler als viele andere Länder, jedoch hinterlassen die globalen Unsicherheiten auch hier Spuren. Die Stimmung in der Industrie ist von den Handelsbeschränkungen und sinkenden Exporten in die USA geprägt. Konsumenten bleiben pessimistisch, Einzelhandelsumsätze schwächeln. Die SNB senkte den Leitzins auf 0 %, um die schwache Inflation zu bekämpfen, während der starke Franken die Preisstabilität unterstützt, aber den Export belastet.
Die Weltwirtschaft bleibt als Konsequenz fragil. Geopolitische Konflikte (wie jüngst zwischen Israel und Iran), protektionistische Maßnahmen und technologische Disruptionen stellen die regelbasierte Ordnung infrage. Die Finanzmärkte zeigen sich bislang widerstandsfähig, doch der Blick nach vorn bleibt von Unsicherheiten geprägt – insbesondere im Kontext von „AI or die“, Handelskonflikten und politischer Polarisierung. In diesem Umfeld sind robuste Modelle und aktives Risikomanagement unerlässlich.
Vor diesem düsteren konjunkturellen Hintergrund trifft Trumps Zollhammer gerade die exportorientierte Schweiz hart. Die NZZaS schreibt, dass die Schweizer Wirtschaft stark genug ist und es versteht, externe Schocks zu meistern. Selbstredend sind allerdings zehntausende von Arbeitsstellen in Gefahr, weshalb es gilt einerseits als Exportnation zusammenzustehen und andererseits in den Unternehmen, die richtigen Strategien zu finden.
Winterthur Consulting Group AG
Dr. Ralph Peterli / Rolf Gloor