09.12.2021

Breitseite gegen den Verkehr

Die Bevölkerung der Stadt Winterthur nahm in den letzten Jahren stetig zu. Für die Stadtregierung sind die Rahmenbedingungen deshalb klar: Die Bevölkerung und folglich die Mobilität werden weiter wachsen. Kürzlich hat die Regierung in einem 240-seitigen Plan veröffentlicht, wie sich die Stadt bis 2040 zu entwickeln habe. Der Grundsatz lautet: Weniger Auto, mehr ÖV, Velo- und Fussverkehr auf Stadtgebiet. Ob die Bevölkerung diese Strategie mitträgt, darf bezweifelt werden. Generell stellt man fest, dass die Stadt – ausser der Verbotskeule – keine erkennbare Strategie für die Verkehrsplanung hat.

Grundsätzlich liegt es im Interesse aller, das Stadtzentrum vom reinen Durchgangsverkehr zu befreien. Die Verkehrspolitik der letzten Jahrzehnte hat dazu geführt, dass genau dieser Verkehr auf einem «Ring» rund um die Altstadt kanalisiert wurde. Durch verschiedene Massnahmen wie Tempo 30 und Verengungen der Fahrbahn, wird nun versucht, diese Spange möglichst unattraktiv für den Verkehr zu gestalten, ohne eine reelle Alternative zu bieten.

Als gutes Beispiel für die Massnahmen dient die Breitestrasse: Täglich befahren sie bis zu 13’000 Fahrzeuge - für Bewohner/innen, die in Mattenbach und Seen wohnen, ist sie die einzige Ausweichroute auf ihrem Weg auf die Autobahn, um den Stau im Stadtzentrum zu umfahren. Ungeachtet dieser Tatsache will das Baudepartement eigenmächtig die Breitestrasse bis spätestens 2025 auf Tempo 30 reduzieren. In einem weiteren Schritt soll die komplette Sperrung für den Durchgangsverkehr folgen.

Wohin also mit dem Verkehr, wenn nicht durch das Stadtzentrum? Bereits vor 10 Jahren wurde erkannt, dass es hier eine Lösung braucht. Im städtischen Gesamtverkehrskonzept 2010 (sGVK) ist deshalb ein Tunnel mit Umgestaltung des A1-Anschlusses Töss als langfristige, direkte Lösung vorgesehen. Laut sGVK könnten dadurch auch die Zürcher- und Technikumstrasse vom Verkehr entlastet werden. Da der Tunnel auch im kantonalen Richtplan eingetragen ist, würden Bund und der Kanton Zürich zudem den Grossteil der Kosten übernehmen.

Beachtet man aber die aktuelle Entwicklungsperspektive «Winterthur 2040», so spielt diese Lösung bereits keine Rolle mehr. Stolz verweist man hingegen auf das CHF 180 Millionen-Projekt «Zentrumserschliessung Neuhegi-Grüze», wonach sämtliche Fahrzeuge aus dem Raum Seen und Mattenbach über die Autobahneinfahrt Oberwinterthur geleitet werden sollen. Dass es damit zu einem unverhältnismässigen Umweg von 16 Kilometern bis Töss kommt, wird mit keinem Wort erwähnt. Und überhaupt, so lässt sich Baustadträtin Christa Meier (SP) im Landboten zitieren, fehlen die personellen Ressourcen, um neben der Zentrumserschliessung das Thema Breitetunnel in Angriff zu nehmen.

Dass der Stadtrat die Tunnel-Lösung trotz Anerkennung durch das Stadtparlament in den Papierkorb befördert hat, stösst bei den bürgerlichen Parteien auf Unverständnis. Als Reaktion haben Vertreter der Mitte, SVP und FDP deshalb Ende September einen Vorstoss eingereicht, um die Hintergründe der Entscheidung zu erfahren. Auch Christian Modl, Präsident von «Verein Winterthur: agil – mobil», kann die Entscheidung nicht nachvollziehen und setzt auf die Winterthurer Stimmbevölkerung: «Ich sehe die aktuellen Pläne zur Schliessung der Breitestrasse mehr als Wahlschlager, um den Wahlkampf zu befeuern.» Wie viele Stimmen mit dem Versprechen zu holen sind, wird sich im Februar zeigen.

Dr. Ralph Peterli und Amiel Schriber
Handelskammer und Arbeitgebervereinigung Winterthur

Robert Steiger 13.12.2021, 20:53

Um die Altstadt Ringverkehr eine Richtung, zwei Achsen in die Stadt, zwei Achsen aus der Stadt (zB Wülflinger- und Frauenfelderstrasse in die Stadt, Schaffhauser- und Zürcherstrasse aus der Stadt oder umgekehrt) und PP in Fussdistanz zur Altstadt: Fluss statt Stau - ökologisch und ökonomisch sinnvoll und prüfenswert. Die Strassen dazu sind vorhanden. Sicherheit? Würde auch einspurig klappen (mit separater Spur für OV und Sanität etc). Weitere Wege? Ja, aber bei Verkehrsfluss ökonomischer und ökologischer. Prüfenswert? Ich meine ja!

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